Persönlich dachte ich nie, dass auch zu viel Liebe zwischen zwei Partnern möglich wäre, geschweige denn Probleme bereiten könnte – Bis ich mich selbst in dieser Situation wiederfand. Vor welchen Herausforderungen ich stand, erfährst du hier.

Zu viel gegenseitige Liebe in einer Beziehung kann als toxisch und zerstörerisch wirken. Sorgen sich zwei Beziehungspartner zu sehr füreinander, kann dadurch das übertriebene Gefühl der Hingabe, Eifersucht und Kontrollsucht entstehen, wodurch bald jede Handlung so schmerzhaft wird, dass die Partner trotz unglaublicher Liebe emotional und physisch voneinander Abstand nehmen (müssen).
Klingt nicht ganz nachvollziehbar für dich? Lass mich dich in meine vergangene Welt einführen.
Die guten Seiten von viel Liebe
Es ist eines der schönsten Gefühlen auf Erden: Einen Beziehungspartner zu haben, der alles auf der Welt für dich tun würde, dir täglich Komplimente macht, dir kleine Liebesbriefe schreibt oder dir mit seinen besonderen Blicken dieses Gefühl gibt, etwas einzigartiges zu sein. Ich selbst fand mich in dieser Situation wieder und stellte mir häufig die Frage: „Wie kann ich nur so glücklich sein, wie habe ich es verdient, diese Liebe zu empfangen?“.
Wir erzählten uns alles, teilten alle Geschichten aus unseren Leben miteinander und versuchten uns immer zu erklären & zu beweisen, wie besonders der jeweils andere für uns ist. Wir lernten uns in & auswendig kennen, wir fühlten uns von einander verstanden, geliebt und einfach angenommen. Es entstand ein Gefühl der Bestätigung, der Hingabe, Rücksichtnahme und einfach der intensivsten Liebe, Anziehung und energetischen Verbindung, die ich nie zuvor in meinem Leben so spüren durfte.
Zu viel gegenseitige Liebe tut WEH
So unerwartet all diese Gefühle aufkamen, so schnell wendete sich das Blatt wieder. Aus der andauernden Hingabe, Rücksichtnahme und intensiven Liebe entwickelte sich nach und nach (um genauer zu sein, nach knapp drei Monaten) das Gefühl der Abhängigkeit. Wir wollten schließlich nur noch mit einander sein & könnten uns niemals einen anderen Partner mehr vorstellen – Wieso also überhaupt noch mit anderen Menschen in Kontakt sein? Wieso überhaupt ein soziales Leben führen? Wieso überhaupt noch Instagram nutzen und mit alten Freunden in Kontakt bleiben?
So seltsam es auch klingen mag, fand ich mich plötzlich in einer Situation wieder, in welcher mein persönlicher Fokus auf meinem Partner lag. Ich stellte meinen Partner in den Mittelpunkt meines Lebens. Ich versuchte, alles mögliche für ihn zu machen, mich der Person völlig hinzugeben, ihm möglichst alle Wünsche direkt von den Lippen abzulesen & ihn so (in meinem Kopf) zu dem glücklichsten Mann auf Erden zu machen – Denn schließlich liebte ich ihn über alles, und so hätte er es sich verdient, der glücklichste Mann auf Erden zu sein.
Und hier schlich sich bereits der 1. große Fehler ein: Jeder Mensch auf dieser Erde hat immer zuerst sich selbst zu dienen – seinem inneren Kind, seinen Gefühlen, seinen Bedürfnissen & seinen Vorlieben. Erst wenn wir uns selbst genügend Liebe, Aufmerksamkeit und Hingabe schenken, können wir damit beginnen, unseren Fokus auch auf andere Menschen zu richten.
Was ich in dieses Verhalten nicht mit einkalkuliert hatte: Ab dem Punkt, an dem ich mich nicht mehr auf mich selbst konzentrierte, sondern einen anderen Menschen in den Mittelpunkt meines Lebens stelle, brach ein inneres Gefühl der Unzufriedenheit, des Grolls und des Unmuts aus. Sozusagen ein Zielkonflikt in mir selbst. Ich liebte die Person über alles, wollte sie zur glücklichsten Person auf Erden machen – Jedoch war dies leider die oberflächliche, undurchdachte Betrachtungsweise. In Wirklichkeit sank meine eigene Lebensenergie, mein eigenes Feuer in mir begann zu erlöschen und ich wurde immer unzufriedener und unzufriedener mit mir.
Ich fühlte bereits nach wenigen Monaten dieses Gefühl in mir, dass etwas nicht stimme – wollte es jedoch nie im Leben auf die Beziehung schieben, denn ich liebte ihn ja schließlich mehr als alles andere auf dieser Welt. Parallel zum Verlauf meines inneren Prozesses merkte gleichzeitig auch mein Partner, dass sich etwas änderte – Denn dieses Gefühl der Unzufriedenheit war schließlich unterdrückt, und wurde somit auch von meinem Umfeld wahrgenommen.
Die ersten Konflikte kamen auf und mein Partner fragte mich, was denn nicht stimme, ob ich ihn nicht mehr liebe, und vieles vieles mehr. Wir endeten in endlosen Streitigkeiten über dies, über jenes und letztlich über alle unnötigen Kleinigkeiten. Das Problem dabei war, dass wir uns so sehr liebten, das jede noch so kleine Meinungsverschiedenheit ihm und mir großen Schmerz zuführte. Jeder Streit gab uns das Gefühl, dass bald die Welt über unserem Kopf zusammenbricht, ein ungutes Gefühl kam in uns auf & Fear Of Loss (die Angst, den Partner zu verlieren) übernahm unser Gefühl und Handeln.
So trat eine Kehrtwende ein: Wir begannen, aus der Angst heraus zu handeln, anstatt aus wahrer Liebe und Fürsorge. Wahre Liebe und Fürsorge sollte hierbei erstmals uns selbst dienen, um sie folglich auch unserem Partner zu schenken.
- Was ich hätte tun sollen: Meine eigenen Gedanken und Gefühle an 1. Stelle meiner Handlungen zu setzen & selbstbewusst weiter hin das zu machen, was ich für richtig halte.
- Was ich getan habe: Ich begann damit, meine eigenen Gefühle unterdrücken zu lassen. Ich passte mein Handeln und Denken an die Meinung meines Partners an. Ein fataler Fehler.
Ich steckte meine eigenen Gefühle weg – mit dem Ziel, durch das Unterdrücken meiner Gefühle endlich wieder in gemeinsamer Harmonie zu leben – Eben wie am Anfang der Beziehung.
Und dies ist auch der 2. wohl größte Fehler: Sich in die Vergangenheitsversion einer Beziehung zu verlieben.
Die Intention der Unterdrückung der eigenen Gedanken war wunderschön, die Ausführung & deren Resultate jedoch misslich. Denn erneut: Ich habe die Rechnung nur mit meinem Herzen gemacht, und nicht mit all den anderen Gefühlen, die eigentlich meine Persönlichkeit prägen. Ich haben mich selbst vergessen und mich selbst betrogen – Alles der Liebe wegen.
Das Resultat von zu viel Liebe
- Übertriebenes Gefühl der Hingabe lässt Eifersucht und Kontrollgedanken leichter aufkommen
- Kleine Konflikte und Argumente können täglichen Herzschmerz herbeiführen
- Trotz unglaublicher Liebe wird die emotionale und physische Anstrengung zu groß, um sie gesund tragen zu können
In meiner persönlichen Beziehung führte die übertrieben Liebe zu solchen Wunden und Schmerz, dass wir es nicht mehr miteinander aushalten konnten. Ab einem bestimmten Zeitpunkt sagte mir meine innere Stimme: „Du kannst nur wieder heilen, wenn du dich physisch und mental wieder unabhängig machst, wieder zu deinen Kräften kommst, zu deiner natürlichen energetischen Kraft gelangst & endlich wieder dich selbst in den Mittelpunkt deines Lebens stellst“.
Wie du dir vorstellen kannst sind solche Gedanken in Verbindung mit der stärksten Liebe, die man je in seinem Leben spüren durfte, schmerzhaft, zerstörerisch und einfach höllisch. Ich wünsche diese Phase meines Lebens niemanden auf Erden – Nicht meinem schlimmsten Feind (sollte ich je im Leben einen haben). Genau deswegen möchte ich noch folgende Ratschläge weitergeben, die ich mir gewünscht hätte, damals gesagt zu bekommen:
5 Ratschläge an mein jüngeres Ich
1. Konzentriere dich zuerst auf dich selbst, dann auf andere
In einer frischen Beziehung neigen wir häufig dazu, uns selbst zu vergessen und uns völlig der anderen Person hinzugeben. Was wir dabei nicht vergessen dürfen: Wir sind der Mittelpunkt unseres Lebens. Aus, Amen, Basta.
2. Vergesse nie deinen eigenen Wert
Deine eigenen Interessen, Wünsche, eigentlich täglichen Angewohnheiten und Routinen sind Teil deines Lebens – Weil du dich bewusst dazu entschieden hast, diese anzunehmen und Teil deines Lebens werden zu lassen. Sollte ein Partner in dein Leben treten, der diese nicht wertschätzt, viele deiner Eigenschaften ändern möchte oder dir schlicht weg ein schlechtes Gefühl gibt, dass du so bist wie du bist, solltest du schnellstens den Schlussstrich ziehen.
Ich selbst bin nämlich in die Falle getappt, mich „zum Guten hin ändern zu wollen“. Erneut war hier natürlich der gute Wille und die gute Intention der Antrieb. Leider führt die Absicht, mich der Liebe zugunsten zu ändern, zu keinem glücklichen Resultat.
Lass mich dir ein Beispiel geben: Nur weil dir dein Partner sagt, dass diese und jene Person nicht gut für dich ist, denke immer daran: "Wer bin ich? Was macht mich aus? Was sind meine Werte & welche Person möchte ich sein, um mit mir selbst im Reinen zu sein?" Bist du selbst der Überzeugung, dass es wirklich an einer Veränderung bedarf, dann ändere dich! Ist es jedoch der Druck deines Partners, der dich zu der Veränderung hin überredet – auch wenn es ein wirklich gut gemeinter Ratschlag ist – dann wird dich diese Veränderung deiner selbst nicht glücklich machen. Ein Wunsch zur Veränderung muss aus dir selbst heraus kommen, sonst nur ein unbewusstes Gefühl der Unzufriedenheit auf.
Bleibe dir also immer treu, tu das, was dir gut tut und lebe dein Leben so, wie du es gerne leben möchtest.
3. Vergesse nie deine Freunde
Der Mensch ist ein Gesellschaftstier. Wir brauchen den Austausch, wir brauchen das Gefühl der Zugehörigkeit. Wirfst du all diese Merkmale über Bord – der Liebe zugute – wirst du es später bereuen & schlimmstenfalls noch deinem Partner die Schuld zuweisen. Vergesse also nie deine Freunde, arbeite auch neben der Beziehung noch an innigen & tiefen Freundschaften, denn diese wahren Freunde sind für immer & werden dir auch immer wieder aufhelfen, solltest du mal am Boden liegen.
4. Vertraue deiner inneren Stimme
Häufig wollen wir es nicht wahr haben, aber in uns Menschen existiert diese eine, innere Stimme – Unsere innere Wahrheit. Intuition mag man sie auch häufig nennen. So kommt es, dass wir eigentlich bereits die Antwort auf allerlei schwierigen Fragen in uns tragen, jedoch unser Herz oder unsere Logik diese Stimme nicht wahr haben will.
Denkst du dir also eines Tages in einer frischen Beziehung, dass hier etwas nicht stimmt – Dann höre auf dieses Gefühl, gehe der Wurzel dieses Gefühles nach & versuche, zusammen mit deiner inneren Stimme eine Lösung zu finden. Die innere Stimme darf gehört werden und hat langfristig immer recht!
5. Vertraue dich mindestens einer Person an
Sprich mit mindestens einer vertrauensvollen Person über deine Gedanken, versuche deine eigenen Gefühle und Gedanken zu ordnen. Natürlich musst du hier sehr vorsichtig sein – Denn lediglich eine Person, die neutral zu der Situation steht und dir eine objektive Meinung geben kann, wird dir auch einen hilfreichen Ratschlag geben.
Eine beste Freundin, die nur deine Seite einnimmt und nicht in der Lage ist, dir objektiv kritische Gedanken mitzuteilen, ist hier nicht sehr hilfreich.
Schaffst du es jedoch, mit einer offenen Person über alles zu reden & mögliche Lösungen für all die Probleme zu finden, wird dir dies helfen, nicht in einer toxischen Beziehung zu landen – Sondern in einer Beziehung, in der du reflektiert an die Sache herangehst & Lösungen für jegliche noch so schwere Situation findest.
Meine persönliche Beziehung ist gescheitert & die Wunden sitzen tief. Ich hoffe, ich konnte dir für deine persönlichen Umstände wertvolle Tipps an die Hand geben, so dass du all meine Fehler umgehen kannst – ich wünsche dir viel Kraft, Energie & Glück bei der Umsetzung!